Dass der für sein jugendliches Alter äußerst umtriebige Yannick Eckl sein kommerziell erfolgreiches Blogschrott.net verkauft, hat bei einigen Bloggern Empörung ausgelöst. Warum Blog-verkaufen stinkt macht z.B. Thorsten vom Blogsbeutel am Web2.0-Charakter von Blogs fest: es gehe um die Kommentare und vor allem um die personenbezogenen Daten (E-Mail), die da jetzt den Besitzer wechseln – darf das sein?
Auch Thomas auf Nicht Spurlos schlägt mit Datenhandel 2.0 in die gleiche Kerbe: „Die ihm “anvertrauten” Daten in Form von Kommentaren, Ping- und Trackbacks sollte ein Bloginhaber auch entsprechend vertrauensvoll behandeln, sowohl während des Blogbetriebes als auch bei Stilllgeung bzw. Verkauf der Domain.“
Es ist ja schön, dass im Moment auch Blogger recht sensibel in Sachen Datenmissbrauch reagieren, doch schießt diese Kritik im Fall von Yannick weit übers Ziel hinaus: Der Rechtsnachfolger von Yannick tritt doch mit dem Kauf des Projekts in alle Rechte und Pflichten ein, die mit dem Blog-Betrieb verbunden sind. Er ist also ebenso verpflichtet, jegliche Daten vertraulich zu behandeln wie es Yannick war. Ist der Verdacht, jemand kaufe so ein Blog, um an ein paar läppische E-Mail-Adressen von ein paar Kommentierern zu kommen, an sich schon ein wenig weltfremd, so erscheint mir die Idee, auch Kommentare und Trackbacks, die von den Autoren ins für alle Welt lesbare Web gestellt wurden, als „vertraulich“ zu bewerten, geradezu absurd!
Yannick nimmt derweil den Kritikern den Wind aus den Segeln, indem er die Mailadressen und Kommentare derjenigen löscht, die das so wollen. Es wird dem Käufer wohl herzlich egal sein, ob unter den alten Artikeln mehr oder weniger oder gar keine Kommentare stehen – m.E. überschätzen die Kritiker den Anteil am Wert des Projekts, den diese Beiträge ausmachen. Handelt es sich doch um ein Blog, auf dem mit Werbung mehrere hundert Euro Umsatz pro Monat gemacht wird – ein Kaufpreis errechnet sich üblicherweise eher mittels eines vielfachen Betrags dieser Einnahmen.
Darf ein Jugendlicher so erfolgreich sein?
Und damit sind wir bei der zweiten Säule der Kritik: Wurde Yannick, solange er ein „liebes Kind“ war, als erfolgreicher Jungunternehmer, als „deutsche Web 2.0-Jugend“ und bemerkenswert selbständig belobigt, so gießen nun Kommentatoren Spott über den Jugendlichen aus. Blogschrott.net wird als „privater Blog“ eines Schülers herunter gemacht, der ja noch nicht mal geschäftsfähig sei. Derselbe Michael Kostic seziert auf StoiBär die Yannickschen Aktivitäten und spricht ihm jegliche Kompetenz und Rechtsfähigkeit ab. Dabei sollte doch bekannt sein, dass Jugendliche mit Einverständnis der Eltern durchaus Geschäfte machen dürfen – und das ist GUT SO! (Wer Lust auf den Schlagabtausch in dieser Sache hat, lese die Kommentare auf Stoibär.)
Ein Stück von sich verkaufen?
Einen anderen Aspekt der Angelegenheit formuliert Overberg in Darf man persönliche Blogs verkaufen?: „Wer seinen Blog verkauft, verkauft ein Teil von sich“, stellt er dann fest und schließt ein solches Unterfangen für sich aus. Phase 5 spricht von der „Transplantation eines Blogs“, wenn dessen Autor wechselt: ob das neue „Organ“, der neue Autor vom Gesamtorganismus „Blog“ angenommen werde, stehe in den Sternen und sei eher unwahrscheinlich.
Ja, das ist ein bedenkenswertes Argument, doch kann es ganz gewiss nicht heran gezogen werden, um den Verkauf als illegitim zu diskriminieren. Ob das zukünftige Blogschrott.net Leser finden wird, ist ausschließlich DEREN Sache und Sache des Käufers: Niemand muss dort ja lesen, dem es ohne Yannick keinen Besuch wert ist.
Im übrigen gilt nicht nur für Blogs, dass sie mit viel Herzblut und Engagement betrieben werden. Bei jedem Verkauf bzw. dem Ausstieg aus einem solchen Projekt verliert der Ex-Betreiber „ein Stück von sich“. Arbeitnehmer vermieten ein Stück von sich sogar täglich an ihren Arbeitgeber. Und Yannicks Blog war ja kein persönliches Blog ohne bestimmtes Thema, sondern sehr wohl inhaltlich fokussiert auf Internet-Themen und Technik.
Und selber?
Das Digital Diary würde ich z.B. nie verkaufen, denn es ist sehr autobiografisch und ohne mich als Person nicht denkbar. Bezüglich meiner Themenblogs (Garten, Berlin, Erotik, WWMAG) will ich das nicht für alle Zeiten behaupten. Andere Betreiber wären mit ihnen besser dran als wenn sie ganz von vorne anfangen müssten, die Projekte sind also „etwas wert“. Sollte ich keine Zeit, keine Lust mehr oder plötzlichen Geldbedarf haben, käme ein Verkauf durchaus in Betracht, wenn ich Übernehmer fände, die sie „im selben Geiste“ weiter betreiben. Das ist auf jeden Fall besser als Einstampfen und die Domain frei geben, die sich dann doch nur der nächste Domain-Grabber an Land zieht, glücklich blinzelnd, was ihm da für Perlen ganz kostenlos in den Schoß fallen!
Und was die „persönlichen Daten“ angeht: Hier muss niemand welche abgeben, die E-Mail-Angabe ist lange schon optional.
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19 Kommentare zu „Warum der Jungunternehmer Yannick Eckl sein Blog verkaufen darf“.