Nun hat Thomas Roth zu den Vorwürfen Stellung genommen und schreibt im Artikel „Von Zensur kann keine Rede sein“: „Selbstverständlich ist unser journalistisches Interesse, das ganze Interview zu veröffentlichen. Das geschieht am Dienstag, den 2. September um 6:20 Uhr im WDR-Fernsehen und wird danach auf www.tagesschau.de auch in schriftlicher Form veröffentlicht. Wir machen das sehr gerne und freuen uns, wenn wir das große Interesse damit zufriedenstellen können.“
Schön! Zu den allgemein als sehr tendenziös empfundenen Schnitten findet sich allerdings kein Wort, lediglich der Hinweis, dass Kürzungen auf spezifische Sendeformate doch ganz normal seien. Unzählige Mails, Blog-Kommentare und Reaktionsartikel haben immerhin Wirkung gezeigt, so dass zumindest in diesem Fall „der Wahrheit ganze Länge“ auf die Bildschirme der Interessierten gezwungen wird (mit Wahrheit meine ich hier den Volltext des Interviews, nicht dass Putin in all seinen Äußerungen richtig läge).
Womöglich dient dieser Vorfall ja ganz allgemein der politischen Bildung. BÜRGER HEROLD schreibt: „Dieser drastische Fall wirft doch die Frage auf, wie echt und irreführend vorproduzierte Interviews sind – mit Angela Merkel, Wolfgang Schäuble usw. Aus dieser Sicht haben wir es heute mit einem Absturz der Glaubwürdigkeit zu tun.“
Kriegstreiberei
Die hier wieder mal hoch kochende Diskussion um den Begriff „Zensur“ versus „redaktionelle Freiheit“, die man z.B. auf wirres.net nachlesen kann, halte ich für einen Nebenkriegsschauplatz. Viel wichtiger ist die Bewusstmachung der so fraglos feindseligen Gesamttendenz der westlichen Berichterstattung im Georgienkonflikt, wie sie die Nachdenkseiten im Artikel „Die Behandlung des Putin-Interviews in der ARD – Platz 1 der „Manipulation des Monats“ im Detail aufzeigt. Selbstverständlich waren und sind die Russen da die Bösen, denen entgegen den Tatsachen unterstellt wurde, mit den kriegerischen Auseinandersetzungen begonnen zu haben. Eine derart großformatige Lüge, vorgetragen im geradezu „gleich geschaltet“ wirkenden Chor der traditionellen Medien hat mich doch ziemlich entsetzt! Die beiden „abtrünnigen Republiken“ hatten ihre Zugehörigkeit zu Georgien ja noch nie akzeptiert. Es waren die Georgier, die mittels ihrer kriegerischen Offensive Russland erst zum Eingreifen motiviert haben – wie kann man diese Fakten nur derart verfälschen?? Und ist es nicht schlichte Kriegstreiberei, vor diesem Hintergrund den Nato-Beitritt Georgiens zu beschleunigen?? Man hätte ja dann sofort den „Verteidigungsfall“ – kann das wirklich jemand wollen?
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5 Kommentare zu „Putin-Interview: Proteste zeigen Wirkung“.