Claudia Klinger am 17. April 2009 —

Ein Blog in die vorhandene Website integrieren

Dieser Beitrag wendet sich an Freiberufler und andere Selbstständige, die (nicht selbst erstellte) statische Webseiten haben und mit dem Gedanken spielen, ein Blog einbauen zu lassen.  Er soll eine Vorstellung vermitteln, welche Arbeiten mit so einer Blog-Integration verbunden sind, so dass man mit Dienstleistern bereits etwas informierter verhandeln kann.

Mittlerweile ist eines sicher: Webseiten müssen sich verändern und immer wieder neue Inhalte anbieten,  um Besucher anzuziehen. Die bloße Präsentation eigener Angebote und Dienstleistungen reicht nicht mehr aus, will man das Potenzial des Webs für sich nutzen.  Die Suchmaschinen präferieren eindeutig Adressen, auf denen sich öfter etwas verändert. Das schnelllebige Web 2.0 ist Mainstream geworden und so versacken die alten, statischen Webseiten gerne auf den hinteren Plätzen der Suchergebnisse – also da, wo kaum mehr jemand hinschaut.

Was tun mit der alten Seite?

Nun ist sie aber schon da, die alte, statische Webseite: mit individuellem Design, oft teuer bezahlt. Jeder neue Inhalt erfordert den Einsatz des Webdesigners, was einerseits Geld kostet, andrerseits jeglicher publizistischen Spontaneität im Wege steht. Und wenn man dann noch gern mit den Besuchern, die vielleicht mal Kunden werden könnten, Kommentargespräche führen möchte, ist eigentlich klar:  ein Blog muss her!

Aber wie? Einfach „daneben stellen“ wirkt unprofessionell und bringt für sich genommen nichts für die vorhandenen Seiten. Zudem sieht ein Blog im Urzustand recht gruslig aus: es bedarf der Gestaltung, am liebsten hätte man es nahtlos in die eigene Seite integriert.  Damit scheiden die Designs von der Stange („Themes“), die vielerorts kostenlos oder für wenig Geld angeboten werden, auch schon aus. Und zwar nicht allein wegen des Aussehens, sondern auch, weil sie in der Regel fürs reine Bloggen ausgestattet und gestaltet sind – oft überladen mit allerlei Web 2.0-Schnickschnack, der für die eigene Klientel eher verwirrend als bereichernd wäre.

Um das Blog sinnvoll in die vorhandene Website zu integrieren, braucht es also webdesignerischen Einsatz:  das vorhandene Design muss technisch überarbeitet, den zusätzlichen Erfordernissen angepasst und ins Blogscript transferiert werden.

Exkurs: Wie funktioniert ein Blog?

Zum besseren Verständnis sei kurz erläutert, wie so ein Blog funktioniert: Im Prinzip handelt es sich um ein kleines Content-Management-System, ausgerichtet auf chronologisches Publizieren von Artikeln in mehreren Kategorien. Zudem verwaltet es außerhalb der Chronologie beliebig viele „statische“ Seiten (z.B. Impressum, Kontakt etc.)

STATISCH ist das tatsächlich aber alles nicht mehr: Beim Aufruf der Webseite holt sich das Programm verschiedene Vorlagen (Templates) für die einzelnen Bestandteile der Seite (Kopfbereich, Inhalt, Fußzeile, Seitenleiste, Kommentarbereich u. a.) und baut diese zur gewünschten Seite zusammen. Sämtliche Inhalte (Texte, Links, Bilder, etc.) kommen aus der Datenbank und werden nur eingesetzt.

Damit ein Design mit diesem dynamischen Geschehen gut interagiert, muss es so gestaltet sein, dass es problemlos auf die erforderlichen Vorlagen verteilt werden kann. Es sollte nur noch „strukturelles HTML“ enthalten, also nur Angaben wie Überschrift-Typ, Absatz, Liste etc. – nicht aber Angaben über die Position und Optik einzelner Elemente. Diese Angaben/Vorgaben (z.B. Schrifttyp, Farbe, Größe) holt sich das Programm aus der so genannten Style-Datei, die komplett von all diesen Vorlagen getrennt existiert und für ALLE Seiten gilt.

Häufige Ausgangslage:  technisch veraltete statische Seiten

Oft ist es nun aber so, dass die vorhandene Website noch im „alten Stil“ codiert ist, der für die 90ger-Jahre typisch war: Unsichtbare Tabellen positionieren die sichtbaren Elemente,  transparente Bilder sorgen für die richtigen Abstände, jede Menge Code bezieht sich auf die optische Erscheinung der Elemente.  Manchmal sind sogar noch die altertümlichen „Frames“ (Rahmen) vorhanden: verschiedene Fenster, in die einzelne Teile der Website (Menü, Inhalt, Kopf) als technisch separate Element geladen werden.

All das ist fürs heutige Web eher hinderlich, vorsichtig gesagt. Nach der Jahrtausendwende ereignete sich eine Revolution im Webdesign, die die Webwerker/innen dazu gezwungen hat, die alten Methoden in die Tonne zu treten und ganz neue Herangehensweisen zu erlernen. CSS-Design positioniert die Elemente nicht mehr mit Tabellen, trennt konsequent Form und Inhalt und bietet so die Voraussetzung für optimale Zugänglichkeit der Webseiten:  Suchmaschinen können besser mit den neuen, klar strukturierten Seiten umgehen und vielerlei Browser und andere Lesegeräte kommen damit viel besser klar. Und vor allem lässt sich solcher Code sehr viel besser in Blogscripte und CMS integrieren.

A. Die große Lösung:  Volle Integration

In vielen Fällen bietet sich daher an, mit dem Blogeinbau auch gleich alle alten Seiten zu modernisieren und sie so zu integrieren, dass sie vom Seiten-Eigner selber gepflegt werden können. Das Blogscript wird so quasi als CMS (Content Management System) benutzt.

In unserem Ausgangszenario (technisch veraltete Seite, Blog soll dazu) ergibt sich also das folgende Vorgehen:

1.
Grobe Planung / Konzeption: Wie soll das Blog optisch integriert werden? Je nach persönlicher Vorliebe lässt sich hier viel oder weniger Aufwand treiben. Man kann alles bis ins Detail vorplanen, oder eben im Lauf der Arbeiten Modifikationen und Ausbauten vornehmen (bzw. vornehmen lassen). Da es sich nicht um ein NEUES Design handelt, empfiehlt sich allermeist die zweite Herangehensweise. Eine vom Seiten-Eigner in jedem Fall zu treffende Entscheidung ist die des „Blog-Stils“: soll es einfach eine kleine News-Seite innerhalb der Website werden? Oder ein „Komplett-Blog“ mit mehreren Themen, mit Kommentarmöglichkeit und anderen Blog-typischen Features? (Die „Archiv-Seiten“ fallen z.B. meist weg, denn wen interessiert schon, was im März 2009 geschrieben wurde?)

2.
Installation des Blogscripts auf dem Server und erste Einstellungen (damit nicht schon die Bauarbeiten angesichts der Öffentlichkeit stattfinden)

3.
Umbau / Neubau des vorhandenen Designs in zeitgemäßes CSS-Design und standardkonformes XHTML – und zwar bezogen auf eine Beispiel-Seite, die dann die Basis für die folgende Implementierung ins Blogscript darstellt.

4.
Einbau des Designs ins Blogscript (das eigentliche „Theming“)

  • Erstellung bzw. Modifizierung der einzelnen Vorlagen (Templates)
  • Einbindung und Anpassung der Style-Datei. (Es wundert sicher nicht, dass es keine kleine Arbeit ist, diese Style-Datei zu erstellen, die immerhin Angaben für sämtliche möglichen Zustände, alle Artikel, Seiten, Kommentare, Menüs und Bilder des Blogs enthalten muss.)
  • Upload auf den Server und Tests.

Vor diesem Schritt sollte klar sein, welche Art Startseite man wünscht, welche Elemente angezeigt und wie viele Menüs wo platziert werden sollen. Ebenso sollte man bereits wissen, was für Seiten außerhalb der chronologischen Blogstruktur zusätzlich erstellt und verlinkt werden sollen (z.B. Impressum, Kontakt etc.), da dies Einfluss auf die Ausmaße und Layout der jeweiligen Menüs hat.

5.
Blog-Anpassung und Ausbau mit einzelnen Modulen (Plugins), entsprechend der künftigen Nutzung. Verbreitete Plugins sind z.B.

  • AntiSpam-PlugIn (CAPTCHA)
  • suchmaschinenfreundliche Dateinamen
  • ordentliche deutsche Umlaute in Überschriften

Es werden pro Blog locker fünf bis zehn sehr sinnvolle Module gebraucht. Einige müssen nur geladen und aktiviert werden, andere benötigen auch Vorarbeiten in den jeweiligen Vorlagen (Templates).

6.
Transfer der alten Inhalte-Seiten ins Blogscript: Sie werden außerhalb der Chronologie angelegt und verwaltet, und können in (fast) beliebig gestaltbaren Menüs verlinkt werden.

7.
Schreiben erster Artikel, damit der Start nicht mit einer leeren Blogseite stattfindet.

8.
Tests, Öffnung des Blogs für die Suchmaschinen (Entfernung der alten Seiten vom Server, evtl. Installierung von Weiterleitungen auf die neuen Seiten). Jetzt kann es losgehen!

Meist bedarf es nun noch einer kleinen Einweisung und verschiedener Tipps während der ersten Zeit. Hat ein Webdesigner das Blog integriert, wird er im Rahmen der Beratungsleistungen auch Starthilfe geben.

9.
Ausbauten: Zwar kann man nun selber publizieren und auch vorhandene Inhalte-Seiten selbst aktualisieren, doch werden sich im Lauf der Blog-Nutzung weitere Bedürfnisse ergeben, die den Einsatz der Fachkraft erfordern, will man sich nicht arbeitsintensiv selber weiter bilden.

Beispielhaft seien hier einige Arbeiten und Ausbauten genannt, die im Rahmen meiner Aufträge in der Regel noch anfallen:

  • Einbindung eines sich selbst fortschreibendes Gesamtinhaltsverzeichnis der Blogbeiträge (nur Titel);
  • ein offensiv angebotener Newsfeed (standardmäßig ist das sehr verborgen und wird von vielen Lesern gar nicht wahrgenommen);
  • Anzeige der „letzten Kommentare“ an prominenter Stelle;
  • Recherche geeigneter Web- und Blogverzeichnisse, Anmelden des Blogs inkl. texten der erforderlichen Kurzbeschreibungen;
  • Evtl. Einbau eines „SEO-Plugins“, das es erlaubt, jeglicher Seite eigene Meta-Tags (Stichworte im Code, Beschreibung etc.) zuzuweisen, um den Suchmaschinen „verdaulicheres Futter“ zu geben.

B. Die kleine Lösung:  nur das Blog integrieren

Anstatt die vorhandenen Seiten ebenfalls gleich zu modernisieren und ins Blog zu transferieren, kann man auch das Blog erstellen und in die Menüs der alten Seiten einbinden.  In den Blog-Menüs wird man dann ebenfalls genügend Links zur alten Seite vorsehen, bzw. die ganze Menüstruktur der alten Seite in den Blog-Seiten darstellen, so dass das Ganze wie „aus einem Guss“ wirkt.

Bei den erforderlichen Arbeiten entfällt dann Punkt 5,  was je nach Umfang der vorhandene Seiten etlichen Aufwand ersparen kann.  Ist die vorhandene Seite ein Shop oder eine andere umfangreiche Web-Anwendung, empfiehlt sich ebenfalls die „kleine Lösung“.

Pflege-Leistungen

Dass man keine Webdesignerin mehr braucht, um zu publizieren und vorhandene Seiten zu ändern, ist eine wunderbare Sache. Ab und an wird man aber dennoch weiterhin Zuarbeit benötigen, will man sich mit den technischen Details nicht befassen.  So braucht das mit Abstand meistverwendete Blogsript WordPress gelegentlich ein technisches Update, da neue Versionen erscheinen. Es ist sinnvoll, diese „einzuspielen“, da sie auch oft genug mittlerweile bekannt gewordene Sicherheitslücken schließen. Auch tauchen im Lauf des Bloggens immer mal wieder neue Ideen und Wünsche auf, die den Ausbau mit neuen Modulen erfordern: es gibt für fast ALLES eine Lösung, das ist das Schöne an WordPress!

Fazit:

Natürlich konnte ich in dieser Darstellung die einzelnen Punkte nur anreissen – man könnte darüber locker ein Buch schreiben! Dass das Blogscript an sich kostenlos ist, lässt viele Interessenten glauben, eine Integration in die eigenen Seiten sei mit einem Fingerschnipsen erledigt. Ich hoffe, diesen Eindruck ein wenig gerade gerückt zu haben. :-)

Diskussion

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19 Kommentare zu „Ein Blog in die vorhandene Website integrieren“.

  1. […] verbunden sind, so dass man mit Dienstleistern bereits etwas informierter verhandeln kann.” …zum ganzen Artikel im WebWriting-Magazin Du kannst die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS-2.0-Feed verfolgen. Du kannst einen […]

  2. […] und Dienstleister, ein Blog in eine bestehende Website einzupassen, hat Claudia Klinger im WebwritingMagazin […]

  3. […] Ein Blog in die vorhandene Website integrieren […]

  4. Ja, kann dem Artikel nur zustimmen, habe die Zusammenlegung meine Firmenewebsite und meines Blogs gerade hinter mir. Technisch gesehen.

    Nur an Design-Feinheiten feile ich gerade noch.

    Da alles wärend des normalen Tagesgeschäftes passiert, zieht sich das ganze etwas.

    Gruß aus dem Westerwald
    Frank Hamm

  5. Hi Leute,

    will genau das tun was hier beschrieben
    wird. Leider habe ich davon noch nicht so viel Kenne um es selbst zu tun.
    Bin auf der Suche nach jemanden, der mir dabei hilft.

    Viele Grüße

    Jens

  6. […] WebWriting-Magazin: Ein Blog in die vorhandene Website integrieren […]

  7. was spricht denn dagegen, den extra laufen zu lassen? Um Kosten zu sparen würde ich vorschlagen, freie Systeme zu verwenden – mal drüber nachdenken.

  8. Interessanter Beitrag, danke

  9. also so ab und an ist ein redesign eh fällig, und dann kann man auch auf ein anderes CMS wie WordPress umsteigen. Ansonsten würde ich den Blog parallel installieren und mit dem „alten“ CMS verlinken und z.B. den RSS-Newsfeed des eigenen Blogs per PHP auf der Homepage der „alten“ site publizieren.

  10. Finde ein Blog in die Webseite einzufügen zuschade….
    Dann habe ich es lieber auf eine andere Seite…

  11. Das ist eine sehr interessante Ausführung und gleichzeitig eine gute Anleitung. Danke.

  12. Sehr interessanter Beitrag…werde es auf diese Art mal probieren. Vielen Dank!

  13. Dies ist ein sehr interessantes Design

  14. Dies ist ein sehr gutes Design Ich denke

  15. gutes Design Viewer komfortable

  16. danke für den input. wir versuchen schon seit längerer zeit einen blog in unseren shop vernünftig zu integrieren.

    viele grüsse

  17. Ja, kann dem Artikel nur zustimmen, habe die Zusammenlegung meine Firmenewebsite und meines Blogs gerade hinter mir.
    Aber trotzdem sind Kommentare viel Arbeit, wenn diese von irgendwelchen Maschinen erste worden sind, um SPAM Werbung zu machen.
    Kommentare sind gute Werkzeuge, um mit den Lesern zu kommunizieren…

  18. Danke für die Blog-Möglichkeit, ich hoffe es hilft im positiven Sinne….

  19. Hallo,

    vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Ich hätte eine Frage schon eine Stufe früher. Ich habe aktuell eine FIrmenwebsite mit einer Rubrik „aktuelles“. Nun möchte ich einen Blog eröffnen (habe mir dafür auch schon einen tollen Domainnamen ausgesucht).
    Nun meine Frage: macht es Sinn, denn Blog auf meiner Seite zu integrieren oder sollte er lieber alleine stehen. Falls der Tipp Richtung Integration gehen sollte, wie kann ich das mit der Domain regeln?

    Ich freue mich über Feedback.

    VG