Claudia Klinger am 12. April 2008 —

Sproose.com: Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von unten

Sproose, die neue Web 2.0-SuchmaschineDas Web 2.0 zeigt sich als immer erfolgreichere Arbeitsbeschaffungs- maßnahme: Fortwährend soll man irgendwas bewerten, ‚reinwählen, ‚rauswählen, kommentieren, voten, auflisten, taggen – wer hat eigentlich soviel Zeit?

Nun gibt’s also auch eine Suchmaschine mit dem trendigen Mehraufwand für „mehr Nutzermacht“: Auf Sproose.com kann der User unliebsame Suchergebnisse abwählen. Baynados Suchmachinenblog beschreibt das Verfahren so:

„Über eine persönliche Filterfunktion können unerwünschte Einträge zunächst aus den persönlichen Index getilgt werden und bei einer genügend großen Anzahl von Filterungen durch andere User, werden sogar einzelne Einträge getilgt. Sproose.com ist also eine waschechte Web 2.0 Suchmaschine, ganz nach meinen Geschmack. Sproose.com bietet auch den Webmastern an einen Abstimmbutton in unterschiedlichen Formaten für ihre Seiten an.“

Aus der Info-Tour auf den Sproose-Seiten geht hervor, dass Sproose das Web nicht selbst indiziert, sondern die Suchergebnisse von MSN, Yahoo und Ask übernimmt, die dann einzeln bewertet werden können. Dabei zählen nur Votings registrierter User, alle anderen Klicks („Ich mag’s!“) gelten nur temporär. Seiten, die als „Spam“ oder anderweitig schrottig auffallen, kann man in den Papierkorb befördern.

„Sproose ist die Suchmaschine der Nutzer, von Nutzern für Nutzer, nicht für Firmen. Nur eine hochwertige Seite, bewertet von realen Menschen, kann aufsteigen“ (Sproose-Info)

So lautet das Versprechen, das einem im Web 2.0 ja an jeder Ecke begegnet. Auf den ersten Blick eine gute Sache, doch sind die Ergebnisse, die so zustande kommen, eben immer nur so „gut“, wie die User, die genug Zeit zum „voten“ mitbringen. Und das sind in der Regel Web2.0-affine Menschen mit ganz viel „Freude am Miteinander“, die vor allem Web2.0-Themen in den Himmel heben, denen aber (behaupte ich jetzt einfach mal) der Bericht zur „Revision des Historismus“ von der Tagung im Kaiserdom zu Königslutter am A… vorbei geht.

Noch ein Blick in die Praxis: Wenn ich selber etwas suche und die Ergebnisse der ersten Seite passen mir nicht, dann schau‘ ich auf die zweite Seite – meistens ohne mir die ersten zehn Fundsachen tatsächlich ANGESEHEN zu haben. Meist reicht mir die Überschrift und die URL, um mich für oder gegen sie zu entscheiden. Ein Motiv, abgelehnte Seiten in den Papierkorb zu befördern, habe ich nicht – und vor allem keine Zeit, sie erst großartig zu sichten, damit die Bewertung im Sinne meiner eigenen Ansprüche halbwegs „gerecht“ ausfällt.

Mein vorläufiges Fazit: Sproose ist eine nette Spielerei für die Web2.0-Szene, doch noch lange keine ernsthafte Konkurrenz für „Gott Google“ – so sehr sich  auch viele nach einer Götterdämmerung durch ernsthafte Wettbewerber sehnen mögen.

Diskussion

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Ein Kommentar zu „Sproose.com: Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von unten“.

  1. Das ist wirklich nicht sehr geschickt die Seiten, die einem nicht passen abzulehnen bzw. in den Papierkorb „zu werfen“. Man stelle sich vor, man würde es bei Google so verfahren…eigentlich unvorstellbar