…nämlich eine Welt, in der Unternehmen nach Gutdünken bzw. in vorauseilendem Gehorsam missliebigen Sendern die Konten und Server kündigen. Aber auch eine Welt, in der das nicht mehr viel nützt, weil bereits über 1200 Seiten die „Cables“ spiegeln. Eine Welt, aus der das „Whistleblowing“ nicht mehr zu entfernen sein wird, sondern im Gegenteil zu einer Mainstream-Methode wird.
Wikileaks zeigt auch ein Deutschland, in dem viele nicht mehr wissen, was Pressefreiheit ist. In fast jeder Kommentarstrecke eines Mainstream-Mediums melden sich Redner zu Wort, die meinen, Wikileaks handle illegal und verrate Staatsgeheimnisse. Dies durchaus unter Artikeln z.B. vom SPIEGEL, der genau diese „Staatsgeheimnisse“ vorab sichten durfte und nun Häppchen-weise veröffentlicht. Und in einem Land – unser „Schland oh Schland“ – in dem die Rechtslage GLASKLAR ist, wie Udo Vetter (LawBlog) mittels Zitaten des Bundesverfassungsgerichts eindeutig belegt.
Ganz direkt zeigt Wikileaks, wie die Mächtigen dieser Welt miteinander umgehen, welche Kluft oft genug zwischen ihren wahren Gedanken und dem liegt, was öffentlich mitgeteilt wird. Dass auch diese Wahrheiten umstritten sind, zeigt die Liga der Verschwörungstheoretiker, die grundsätzlich ALLES als geschickten Schachzug übermächtiger Mächte ansehen: selbst Veröffentlichungen, die ihnen definitiv schaden. Andere feiern Wikileaks als Retter der Demokratie und zeigen, wie weitgehend ehemals journalistische Standards bereits in Vergessenheit geraten sind.
Was gerade statt findet, bezeichnen immer mehr Medien und Menschen als „Cyberwar“ und man diskutiert das Arsenal des digitalen zivilen Ungehorsams. Sind DDos-Attacken gegen jene legitim, die Wikileaks ihre Ressourcen entziehen, ganz ohne jegliche Beteiligung von Gerichten? Kann und soll man Amazon, Paypal & Co. (gar Twitter?) boykottieren? Hier zeigt der Krieg um Wikileaks, wie abhängig wir alle im täglichen Leben von solchen Privatunternehmen sind: es ist eben KEIN öffentlicher Raum, den sie zur Verfügung stellen. Jederzeit können sie alles rauswerfen, was ihnen gerade nicht in den Kram passt.
Doch siehe da: es wird bereits an einem „alternativen Internet“ gebastelt, das nicht einmal mehr von den wenigen, vornehmlich in den USA stehenden DNS-Servern abhängig sein soll. Der Geist ist aus der Flasche und kann nicht mehr zurück geholt werden – genau wie im Märchen.
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10 Kommentare zu „Wikileaks zeigt die wahre Welt…“.